aus dem AERZTE Steiermark 11/2022
Die Steiermark wird von der ÖGK gleich mehrfach benachteiligt: Die Ärztinnen und Ärzte leiden unter den im Österreichvergleich besonders niedrigen Tarifen, die Patientinnen und Patienten unter dem veralteten Leistungskatalog. Das macht auch die Spitalsentlastung schwierig bis unmöglich, obwohl die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte das fachlich durchaus leisten können.
Die Benachteiligung der steirischen Patientinnen und Patienten sowie der steirischen Ärztinnen und Ärzte durch die ÖGK zu beenden, das ist das Ziel der (zäh) laufenden Tarifverhandlungen.
Die Ärztinnen und Ärzte leiden unter den in vielen Bereichen schlechtesten Fall werte und Umsätzen in Österreich. Die Patient*innen darunter, dass so manche zeitgemäße Leistung von der ÖGK in der Steiermark nicht übernommen wird. Und das obwohl die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte medizinisch überhaupt keine Probleme haben die zu erbringen.
Damit wird es ihnen aber auch sehr schwergemacht, die Spitäler sowie die Kolleginnen und Kollegen dort zu entlasten, obwohl diese angesichts der angespannten Personalsituation (auch in der Pflege) über viel zu wenig Ressourcen verfügen.
Spitäler entlasten dürfen
Das begründet auch den Schulterschluss zwischen den Kurien der angestellten und der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte. Die einen wollen, dass die Spitäler – vor allem geht es um die Landeskrankenhäuser und das Universitätsklinikum – entlastet werden, die anderen wollen entlasten dürfen.
Die ÖGK Steiermark hat das Problem wohl erkannt, bewegt sich aber, auch gehemmt von den Zentralstrukturen, nur sehr zäh. Betriebswirtschaftlich ist es aus der Sicht der ÖGK ja durchaus reizvoll, wenn die Patient*innen in einem öffentlichen Krankenhaus behandelt werden. Dort sind die Kosten aufgrund der Deckelung im Ambulanzbereich und der Beteiligung des Landes immer günstig, auch wenn das volkswirtschaftlich ganz anders aussieht. Aber das betriebswirtschaftliche
Hemd ist der ÖGK halt näher als der volkswirtschaftliche Rock …
Die (nicht vorhandene) Entlastungsmöglichkeit der Krankenhäuser erklärt aber auch den Schulterschluss zwischen angestellten und niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, „Die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen haben unsere Solidarität in den laufenden Kassenverhandlungen, sie wollen die Spitäler entlasten, sie sollen das auch dürfen“, erklärt Ärztekammer-Vizepräsident Gerhard Posch als Sprecher der angestellten Ärztinnen und Ärzte.
Dietmar Bayer, als Obmann der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte ebenfalls Ärztekammer-Vizepräsident, freut die Unterstützung in den Verhandlungen, auch und gerade, weil seitens der angestellten Kolleginnen und Kollegen eine ordentliche Portion Eigennutz mit im Spiel ist: „Die Ärztinnen und Ärzte in den Spitälern verstehen das Problem – die ÖGK hat die Lösung in der Hand.“
ÖGK-Tarife wichtig für Wahlarztpatient*innen
Auch Wahlärztinnen und Wahlärzte würden es gerne sehen, wenn die Tarifverhandlungen mit der ÖGK gedeihlich verlaufen: „Höhere ÖGK Tarife bedeuten auch bessere Rückersätze für unsere Patientinnen und Patienten, die bei der ÖGK versichert sind“, sagt Allgemeinmediziner Clemens Stanek als Vertreter der Wahlärztinnen und Wahlärzte.